Module: Glas-Glas vs. Glas-Folie

Glas-Glas- und Glas-Folie-Module unterscheiden sich vor allem in Aufbau, Haltbarkeit und Preis, was sich direkt auf den Ertrag deines Balkonkraftwerks auswirkt. Wer die Stärken und Schwächen beider Varianten kennt, trifft die Wahl, die langfristig mehr Kilowattstunden und niedrigere Kosten pro Watt liefert.

Aufbau und Materialeigenschaften

Bei Glas-Glas-Modulen umschließen zwei gehärtete Glasscheiben den Zellverbund, sodass Feuchtigkeit, Ammoniak und salzige Luft kaum eindringen können. Die Zellen liegen in einem EVA- oder POE-Film eingebettet, der beidseitig gleichmäßig ausgehärtet wird; dadurch entsteht eine nahezu spannungsfreie Sandwichstruktur. Dieses Design macht Glas-Glas-Module steifer und widerstandsfähiger gegen Mikro-Risse, die bei Temperaturschwankungen auftreten. Glas-Folie-Module ersetzen die Rückseitenscheibe durch einen mehrlagigen Kunststoffverbund aus PET, PVF oder TPT, was Gewicht spart und die Flexibilität erhöht. Allerdings ist die Polymerbarriere durchlässiger für Wasserdampf, sodass Alterungsprozesse schneller einsetzen können. Die lichtdurchlässige Frontscheibe beider Typen nutzt eisenarmes Weißglas mit Antireflexschicht und hoher Transmission von über 91 Prozent. Dennoch bringen Glas-Glas-Module durch die zweite Scheibe bis zu zwei Kilogramm mehr auf die Waage, was bei Wind- und Schneelastberechnungen berücksichtigt werden muss. Die thermische Ausdehnung ist bei Glas nahezu identisch auf beiden Seiten, wodurch Zellverbund und Lötverbindungen weniger mechanisch gestresst werden.

Ein zusätzlicher Vorteil der Glas-Glas-Bauweise ist das mögliche Bifazial-Design: Die Rückseite wird lichtdurchlässig, sodass diffuse oder reflektierte Strahlung weitere fünf bis zehn Prozent Ertrag liefert. Glas-Folie-Module sind in aller Regel monofazial, da die Kunststoffrückseite opak ist. Hersteller von Mini-PV-Sets nutzen diesen bifazialen Bonus gern, um auf kleinen Balkonflächen mehr Wattpeak unterzubringen, ohne zusätzliche Module montieren zu müssen. Allerdings verlangt die zweite Glasscheibe eine höhere Kantenversiegelung, damit kein Lufteinschluss entsteht, der den Zellverbund over time trüben könnte. In kontrollierten Klimakammer-Tests behalten Glas-Glas-Paneele bis zu 99 Prozent ihrer Anfangstransmission nach 3 000 Teststunden, während Glas-Folie-Varianten leichte Vergilbung an der Polymerrückseite zeigen.

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Feuerschutz spielt ebenfalls eine Rolle: Glas-Glas-Module erreichen dank nicht brennbarer Materialien bessere Brandschutzklassen. Die Folienrückseite eines Glas-Folie-Moduls schmilzt bei hohen Temperaturen und kann Flammbildung begünstigen; für viele Balkonanlagen reicht die niedrigere Klassifizierung jedoch aus, wenn der Abstand zu brennbaren Teilen stimmt. Somit entscheidet am Ende der Einsatzort, ob die robustere Glas-Glas-Option oder das leichtere Glas-Folie-Panel die praktikablere Wahl ist.

Leistung, Degradation und Ertrag

Die nominelle Leistung beider Modultypen unterscheidet sich 2025 kaum, weil monokristalline PERC-Zellen mit Halbzell-Layout Standard sind. Ein 1722 × 1134 mm-Modul liefert als Glas-Folie meist 430 Wp und als Glas-Glas 435 Wp, der bifaziale Ertrag nicht eingerechnet. Der echte Unterschied zeigt sich nach einigen Betriebsjahren: Glas-Folie-Module verlieren im ersten Jahr ein bis zwei Prozent Leistung, danach etwa 0,5 Prozent pro Jahr. Glas-Glas-Paneele starten oft unter einem Prozent Anfangsdegradation und fallen anschließend nur um 0,3 Prozent pro Jahr. Über 25 Jahre summiert sich das zu zehn Prozent mehr Restleistung, was bei hohen Strompreisen schnell dreistellige Mehrerträge bedeutet.

Hot-Spot-Resistenz ist ein weiterer Punkt. Die homogene Wärmeableitung beider Glasschichten verhindert punktuelle Temperaturspitzen, die Lötbänder schädigen. Glas-Folie-Rückseiten isolieren hingegen stärker, weshalb Zellbereiche mit Teilverschattung heißer werden können. Hersteller reagieren mit innovativen Bypass-Dioden und Multiple-Busbar-Layouts, trotzdem bleibt das Wärmemanagement der Glas-Glas-Option überlegen. Das spielt besonders auf Balkonen eine Rolle, weil dort punktuelle Schatten von Geländerstreben auftreten. Wer ganzjährig gleichbleibende Ertragskurven wünscht, profitiert daher eher von der Glas-Glas-Technologie.

Auch PID-Beständigkeit (potenzial­induzierte Degradation) fällt bei Glas-Glas-Modulen positiver aus. Die symmetrische Verkapselung reduziert Leckströme zum Rahmen und senkt dadurch den Alterungsstress der Zelloberfläche. Modulhersteller geben diese höhere Zuverlässigkeit mit längeren Leistungsgarantien von bis zu 30 Jahren weiter, während Glas-Folie-Hersteller bei 25 Jahren stoppen. Die Entscheidung für das eine oder andere System beeinflusst somit nicht nur kurzfristige Wattpeaks, sondern auch den langfristigen Return on Investment einer Mini-PV-Anlage.

Gewicht, Montage und Handling

Handwerkerfreundlichkeit bleibt das größte Argument pro Glas-Folie. Wo Glas-Glas-Module knapp 21 Kilogramm wiegen, bringen Glas-Folie-Varianten lediglich 17 Kilogramm auf die Waage. Dieses Delta spart Kraft bei der Montage über Kopf und verringert die Last auf filigranen Balkon­geländern. Gerade Do-it-yourself-Installationen profitieren, weil Saugnapf-Tragegriffe oft nur ein begrenztes Gewicht tragen. Auch die Halterungen selbst können leichter ausfallen, was Materialkosten reduziert. Allerdings fordert der zusätzliche Gewichtsvorteil dieser Bauweise häufig Kompromisse bei der Stabilität gegenüber Biegebelastung. Ein heftiger Sturm kann bei zu weichem Alurahmen Mikrovibrationen erzeugen, die Lötbänder über Jahre ermüden.

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Neben dem Gewicht spielt die Glasdicke eine Rolle. Glas-Glas-Module nutzen oft 2×2 mm Scheiben, wodurch das Laminat zwar robuster wird, aber mehr Platz beansprucht. Das kann bei engen Terrassen zu Platzproblemen führen, wenn Halterungswinkel nicht ausreichend verstellbar sind. Glas-Folie-Paneele sind schlanker und lassen sich dichter an die Fassade legen, was Wind­angriffsflächen reduziert. Wer in exponierter Höhe wohnt, muss die Entscheidung zwischen höherer Glasstärke und geringerem Überhang sorgfältig abwägen. Auch die Glas-Kante ist unterschiedlich: Glas-Glas-Module benötigen eine breitere Butyl-Dichtbahn; unsauber versiegelte Kanten führen im schlimmsten Fall zu Delamination.

Transportschäden sind trotz besserer Verpackung immer noch möglich. Die steifere Sandwich­struktur der Glas-Glas-Technologie verkraftet punktuellen Druck besser, während Glas-Folie-Module bei falscher Gurtspannung Mikrokantenbrüche entwickeln können. Händler reagieren mit Papp-Honeycomb-Zwischenlagen, bieten aber oft unterschiedliche Gewährleistung auf Transportschäden: Glas-Glas-Sets erhalten meist eine verlängerbare All-Risk-Police, Glas-Folie nur eingeschränkten Glasbruchschutz. Wer Module per Spedition in den vierten Stock tragen lässt, sollte diese Details vor der Bestellung klären.

Sieh dir unsere Montage-Tipps für Glas-Glas- und Glas-Folie-Module an und vermeide teure Transportschäden.

Preis, Nachhaltigkeit und Lebensdauer

Preislich kostet die Glas-Glas-Option aktuell zehn bis fünfzehn Prozent mehr pro Wattpeak, wobei der Zuschlag hauptsächlich aus zusätzlichem Glas, höherer Rahmenstärke und anspruchsvollerer Laminiertechnik resultiert. Diese Mehrkosten amortisieren sich, wenn Strompreise steigen oder das Modul lange betrieben wird. Ein 800 W-Set aus Glas-Glas-Paneelen spart über 25 Jahre rund 220 Kilowattstunden mehr als das Glas-Folie-Pendant, was bei 0,35 Euro pro Kilowattstunde einen Ertragsvorteil von knapp achtzig Euro pro Paneel bedeutet. Rechnet man die längere Garantie und das mögliche bifaziale Plus hinzu, verschiebt sich die Wirtschaftlichkeits­rechnung zugunsten der Glas-Glas-Technologie.

In Sachen Nachhaltigkeit punkten beide Varianten mit recycelbaren Aluminiumrahmen, doch Glas-Glas-Module haben aufgrund des höheren Glasanteils bessere Kreislauf­werte. Der Kunststoffrücken von Glas-Folie-Modulen verbrennt zwar sauber, benötigt aber frische Petrochemie für die Neuproduktion. Hersteller von Glas-Glas-Paneelen verweisen auf bis zu 95 Prozent Recyclingquote, weil Glas und Metall sortenrein getrennt werden. Der ausgeglichene CO₂-Footprint stellt sich bei Glas-Glas-Modulen trotz höherem Materialeinsatz nach knapp zwei Jahren her, bei Glas-Folie-Modulen schon nach 18 Monaten. Auf die gesamte Laufzeit betrachtet, ist der Unterschied daher marginal, doch für bewusste Verbraucher kann der höhere Recyclinganteil ausschlaggebend sein.

Die Lebensdauer entscheidet letztlich. Selbst wenn die Degradation bei Glas-Folie-Paneelen moderat bleibt, kann die Rückseitenfolie nach fünfzehn Jahren Versprödungen zeigen, was Delamination begünstigt. Glas-Glas-Module haben dieses Risiko praktisch nicht, solange die Kantenversiegelung intakt bleibt. Wer also eine „install and forget“-Lösung für zwei Jahrzehnte sucht, findet in der Glas-Glas-Technik die robustere Antwort. Für temporäre Installationen oder strenge Budgetlimits bleibt Glas-Folie die wirtschaftliche Alternative, sofern Wartung und Ertragsverluste einkalkuliert werden.

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Häufige Fragen

Ein Standard-Panel in 1,7 × 1,1 m wiegt etwa 21 kg als Glas-Glas-Ausführung und rund 17 kg als Glas-Folie-Variante, je nach Rahmenstärke und Glasdicke.

Nein, aber die Bauweise ermöglicht Bifazialität. Viele Hersteller nutzen die Chance und verbauen transparente Rückseiten­folien oder lichtdurchlässiges Glas, um Mehrertrag zu generieren.

Ja, leichte Glas-Folie-Paneele erlauben filigranere Geländerhalterungen. Für Glas-Glas-Module solltest du Halterungen mit höherer Traglast und stärkerem Drehmoment wählen.

In Regionen mit hoher Einstrahlung und langen Betriebszeiträumen ja, weil der Mehrertrag und die längere Garantie die Investition ausgleichen. Bei temporären Installationen kann Glas-Folie wirtschaftlicher sein.