Zoll & Import
Wer Solarmodule oder Mikro-Wechselrichter direkt aus dem Ausland bestellt, spart auf den ersten Blick Geld, muss aber Zoll, Einfuhrumsatzsteuer und Produkthaftung bedenken. Mit den richtigen Zolltarifnummern, Lieferbedingungen und Nachweisen vermeidest du Nachzahlungen, Verzögerungen und Ärger am deutschen Zollamt.
Tarifnummern, Zollsatz und Einfuhrumsatzsteuer
Solarprodukte fallen in die Warennummer 85414090 für Fotovoltaik-Elemente, was in der EU derzeit einen Regelsatz von null Prozent Zoll bedeutet, solange keine Antidumping-Maßnahmen greifen. Trotzdem erhebt der deutsche Zoll die Einfuhrumsatzsteuer von neunzehn Prozent, die du beim Privatimport nicht als Vorsteuer zurückholen kannst, sofern du Kleinunternehmer bleibst. Bestellst du dein Plug-and-Play-Solarset jedoch nach dem 1. Januar 2023, sorgt der Null-Steuersatz für PV auch bei der Einfuhr dafür, dass das Zollformular den Steuerbetrag auf null setzt, sofern der Zollbeamte die Anlage als begünstigte Ware erkennt. Dafür braucht er eine Zolltarifnummer und eine Rechnung, in der Modul, Wechselrichter und Montageset eindeutig als „PV-Komponenten“ bezeichnet sind. Achte auf die Lieferbedingung DDP (Delivered Duty Paid), wenn der Händler die Einfuhrabfertigung übernimmt; sonst landet das Paket beim Zollamt und du musst zur Vorlage erscheinen. Ein sogenannter „proof of preferential origin“ (Form A oder RCEP-Ursprungszeugnis) spart keine zusätzlichen Abgaben, da der Zollsatz ohnehin null beträgt, beschleunigt aber die Abfertigung, weil der Ursprung klar ist.
Empfohlen · 1.597,00 €
CE-Kennzeichnung, Produkthaftung und Gewährleistung
Importierst du außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums, wirst du rechtlich zum „Inverkehrbringer“. Damit haftest du wie ein Hersteller, wenn der Mikro-Wechselrichter brennt oder das Modulglas unter Spannung platzt. Eine gültige CE-Kennzeichnung mit Konformitätserklärung nach Niederspannungs- und EMV-Richtlinie reduziert dein Risiko drastisch, weil sie beweist, dass das Produkt den EU-Normen entspricht. Fehlt das CE-Logo oder ist die Erklärung nicht in deutscher Sprache, darf der Zoll die Ware zurückweisen oder zerstören lassen. Deshalb verlangen seriöse Händler aus China bereits vor dem Versand eine digitale Signatur auf der CE-DoC und kleben die Adresse des Importeurs auf das Gehäuse. Auch die WEEE-Richtlinie spielt eine Rolle: PV-Module unterliegen dem ElektroG, sodass du eine Registrierungsnummer angeben musst, andernfalls riskierst du Bußgelder bei der Einfuhr. Prüfe außerdem, ob der Hersteller eine Produkthaftpflichtversicherung für Europa abgeschlossen hat; sonst bleibst du bei Schadensersatzforderungen allein auf dem Kostenberg. Schließe im Zweifel eine eigene Produkthaftung ab oder wähle EU-Lagerware, die bereits durch den Händler in Verkehr gebracht wurde.
Empfohlen · 1.597,00 €
Transportwege, Versicherung und Lieferzeit
Der schnellste Importpfad für Stecker-Solar-Sets ist der Versand per Zug über die „Neue Seidenstraße“. Das Kombi-Rail-Shipping erreicht Duisburg in rund drei Wochen und kostet bei einem 200-Kilogramm-Paket etwa zweihundert Euro mehr als Seefracht, dafür vermeidet es Containerstau im Hafen. Speditionsunternehmen bieten DDP-Lösungen an, bei denen Zollabfertigung, Einfuhrumsatzsteuer und Hafengebühren im Preis enthalten sind, was dir den Gang zum Zollamt erspart. Versichert wird der Transport üblicherweise nach Incoterm CIP; das deckt den Warenwert bis zur Übergabe an deine Haustür ab. Lies jedoch das Kleingedruckte: Glasschäden sind oft ausgeschlossen, es sei denn, du buchst eine „all risk“-Police. Für Kleinsendungen unter 150 Euro Warenwert greift das IOSS-Verfahren; Onlineshops weisen die Steuer direkt beim Kauf aus und der Paketdienst liefert ohne zusätzliche Abgabe. Beachte, dass Wechselrichter Lithium-Knopfzellen enthalten können – sie fallen unter Gefahrgutklasse 9 und benötigen eine spezielle Deklaration, sonst bleibt das Paket in Hongkong hängen.
Nutze unseren Import-Kalkulator, um Zoll, Steuer und Versandkosten sekundenschnell zu berechnen.
Praxistipps für reibungslose Verzollung
Verzolle deine Sendung vorab mit ATLAS-IMPOST oder per Postdienst-App, damit das Paket direkt in den Zustellwagen wandert und nicht im Zolllager stagniert. Lade dazu Rechnung, Trackingnummer und Zolltarifnummer hoch; das System erzeugt eine MRN (Movement Reference Number), die der Kurier scannt. Füge der Sendung außen sichtbar eine doppelte Rechnungskopie bei, denn Innenpapiere übersieht der Zoll oft. Falls die Anwendung CE-Dokumente verlangt, archiviere sie als PDF und nimm sie digital zum Zolltermin mit. Bei Selbstabholung im Amt hilft eine VDE-AR-N-4105-Bescheinigung des Wechselrichterherstellers, um technische Rückfragen schnell zu klären. Melde dich als Privatperson an der grünen Schleuse, wenn du selbst Ware im Fluggepäck einführst; bei Werten über 430 Euro berechnet der Beamte zwar die Einfuhrumsatzsteuer, doch dank Null-Satz zahlst du nur das kümmerliche Zoll-Handling von wenigen Euro. Vermeide Split-Sendungen desselben Tages, denn der Zoll addiert ihre Werte und kann dir Vorsatz unterstellen. Ein einziger, transparenter Import minimiert Kosten und Nerven.
Empfohlen · 1.148,00 €